Unter dem Titel „Selbstverständlich – oder was?“ fand der erste Auto-Gottesdienst in der Region an der Hollener Mühle statt
Von Thomas Schult
HOLLNSETH. Landauf, landab jammern die christlichen Kirchen in Deutschland über einen schwindenden Gottesdienstbesuch. Ein probates Mittel dagegen könnte sein: Aufstehen und aufeinander zugehen. Die Kirchengemeinde Lamstedt hat es am Wochenende jedenfalls erfolgreich probiert.
Sonntagabend fand der erste Auto-Gottesdienst in der Region statt. Das Team von „Kirche-malanders“ hatte dazu eingeladen. Rund 90 Fahrzeuge tummelten sich ab 18 Uhr auf dem weitläufigen Parkplatz der Hollener Mühle, jeweils besetzt mit mindestens zwei Personen. Die Freiwillige Feuerwehr Hollen regelte den Verkehr und wies die Autofahrer ein. Dank einer guten Planung hatten fast alle freie Sicht auf die Bühne.
Mitarbeiter der Hollener Mühle boten an den Fahrzeugen Getränke, Chicken Nuggets und Hot Dogs an.
Das Vorbereitungsteam verteilte Gegenstände für geplante Aktionen – denn Aussteigen war nicht erwünscht. So war die Feier des Gottesdienstes mit vielen Menschen trotz der coronabedingten Einschränkungen gut möglich.
Begegnung vermisst
Musik und Texte schallten dank einer leistungsstarken Lautsprecheranlage bei geöffneten Fenstern fast in alle Fahrzeuge. Mittels eines technischen Kniffs war das Geschehen auch über das Autoradio zu verfolgen. So war sichergestellt, dass alle Besucher eine gehörige Portion „Heiligen Geist“ auf die Ohren bekamen. Zu Beginn brachte Heike Kohrs zu fetziger Musik die Gäste mit einem Sitztanz in Bewegung. Unter dem Titel „Selbstverständlich – oder was?“ berichtete das Vorbereitungsteam über seine Erfahrungen und Eindrücke aus den vergangenen Monaten. Schnell wurde klar, dass viele, einst selbstverständliche Dinge, plötzlich nicht mehr da waren. Dass es bis zur Rückkehr in die „Normalität“ wohl noch lange dauern werde. Am stärksten vermisst wurden die sozialen Kontakte und die Begegnungen. Da war der erste Auto Gottesdienst eine wohltuende Abwechslung. Er schloss mit einer Luftballon-Aktion. Die Teilnehmer schrieben ihre Wünsche und Gebete auf kleine Zettel, hängten sie an die mit Helium gefüllten, biologisch abbaubaren Ballons und ließen sie in den Abendhimmel steigen.
Fortsetzung im Oktober
Nach dem großen Zuspruch bastelt das Team von „Kirche-malanders“ bereits an einem neuen Gottesdienst. Er soll am Sonntag, 25. Oktober, stattfinden. Wo und mit welchem Thema werde noch nicht verraten, so Pastor Peter Seydell. Eine Wiederholung an der Hollener Mühle sei jedoch nicht ausgeschlossen. Für ihn habe der Auto-Gottesdienst einmal mehr gezeigt, dass Kirche sich bewegen müsse. „Es reicht eben nicht mehr, nur in den Kirchen zu sitzen und zum Gottesdienst einzuladen. Wir müssen auf die Menschen zugehen.“
Quelle: Niederelbe Zeitung
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